11. Mai
Der Tagungsband "Pietismus & Ökonomie" ist in den Arbeiten zur "Geschichte des Pietismus" erschienen. Er geht auf eine interdisziplinäre Mainzer Tagung zurück. Der Band wird von Prof. Dr. Wolfgang Breul gemeinsam mit zwei Historikern herausgegeben, Prof. Dr. Benjamin Marschke (Humboldt State University, USA/Ca) und Prof. Dr. Alexander Schunka (Berlin).
Zum Inhalt:
Die Epoche zwischen 1650 und 1750 in Europa ist gekennzeichnet durch die Herausbildung neuer Wirtschaftsweisen und Märkte und zeitlich weitgehend parallel die Entstehung neuer Frömmigkeitskulturen innerhalb und jenseits der etablierten Konfessionskirchen. Gleichwohl wurde bisher nur selten und nur partiell nach Zusammenhängen und Wechselwirkungen zwischen Pietismus und Ökonomie gefragt. Die Beiträge des vorliegenden Bands thematisieren pietistische Wirtschaftsvorstellungen im Kontext der zeitgenössischen ökonomischen Diskurse, Konzepte und Praxis ökonomischen Handelns im Halleschen Pietismus, bei den Herrnhutern und radikalpietistischen Gemeinschaften und in unterschiedlichen Feldern wirtschaftlichen Handelns (Handel, Seidenbau, Zeitungswesen, Buchdruck, Waisenhäuser, Fundraising u.a.). Darüber hinaus wird nach Ökonomien im Umgang mit der Zeit, der Freundschaft, in der Komödie und in den Affekten gefragt.
Die Idee zu Tagung und Buch verdankt sich auch einem Gedicht des Francke-Schülers Johann A. Wiegleb (1695-1716): "GOTT ist Capitalist".
Es ist im Sternen-Saal
Ein Banco angeleget,
Da ist manch Capital,
Das viel an Zinsen träget,
Man legt ein Schärfgen ein,
Die Zinsen aber geben
Was ewig Noth mag seyn
Aufs herrlichste zu leben.
GOTT ist Capitalist,
Der keinen hat betrogen
Und so es wenig ist,
Es keinem vorgezogen.
Wer Armen guts gethan Mit eifrigem Bemühen,
Denselben sieht er an, Als wenn ers ihm geliehen.