Wilhelm Jannasch war 1946-48 der Gründungsdekan unserer Fakultät in Mainz. Er hatte, bevor er nach Mainz kam eine bewegte Vorgeschichte. Er kam aus der Herrnhuter Brüdergemeine und war von 1914 bis 1934 Hauptpastor an der Lübecker Aegidienkirche. Da er den NS-Staat und sein Handeln gegenüber den Kirchen von Beginn an entschieden ablehnte und dies auch öffentlich vertrat, geriet er schnell in Konflikt mit NS-Vertretern, aber auch mit seiner Kirchenleitung. Er wurde im April 1934 in den Ruhestand versetzt, 1935 kurzfristig inhaftiert. 1935 ging das Ehepaar Elisabeth und Wilhelm Jannasch nach Berlin, wo sie im Pfarrhaus in Friedenau zu einem Netzwerk gehörten, das verfolgten Juden zeitweilig Unterschlupf bot. Das Ehepaar Max und Karoline Krakauer (geb. Rosenthal) fand einige Zeit Unterschlupf bei den Jannaschs; sie überlebten den Holocaust. 2019 hatten Pastor Thomas Baltrock unterstützt von dem Historiker Hansjörg Buß einen Antrag an die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem gestellt, das Ehepaar Jannasch unter die "Gerechten unter den Völkern aufzunehmen. „Ich kann Ihnen sagen, als vor drei Jahren der Brief aus Jerusalem im Pastorat ankam, das war einer der bewegendsten Momente meines pastoralen Lebens“, sagt Thomas Baltrock, ein Moment, in dem sich Stolz über die
Ehrung, Scham über die Versäumnisse der Lübecker Kirche und Verpflichtung zu einem ehrenden Gedächtnis vermischten.
Bei einer Feierstunde in der Aegidienkirche am 25. Mai 2023 wurde eine Gedenktafel eingeweiht und mit Vorträgen von Dr. Peter Vogt (Herrnhut), Prof. Dr. Wolfgang Breul (über sein Wirken in Mainz) und Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt wurde an Wilhelm Jannasch und seine Frau Elisabeth erinnert.
In Mainz hatten der Lehrstuhl für Kirchengeschichte der Neuzeit und die Propstei Rheinhessen der EKHN bereits im Juni 2022 an das Ehepaar Jannasch erinnert (Bericht s.u.)
https://www.jannasch-gedenken.de/
https://www.youtube.com/watch?v=uF5bLXQBZiQ (Video zur Feierstunde)