Mit einer besonderen Veranstaltung hat die Ebernburg-Stiftung an den 500. Todestag von Franz von Sickingen (7. Mai 1523) und Ulrich von Hutten (29. Aug. 1523) erinnert - ein durchaus ambivalentes Jubiläum.
Der Tag wurde eröffnet mit einem Gottesdienst mit der pfälzischen Kirchenpräsidentin Wüst und Pfarrerin Anna Thees von der Gemeinde Ebernburg. In ihrer Predigt zum Sonntag Kantate erinnerte Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst an die Ambivalenz der "großen Männer", an die "bösen Geister", die den biblischen König Saul plagten, und die Rolle der Musik bei ihrer Bewältigung. Vor allem aber erinnerte sie an die Schuld und Irrwege der biblischen Figuren ebenso wie der Heroen der Reformationszeit und die Aufgabe der Unterscheidung der Geister. Die dunklen Flecken der auf den Denkmälern Dargestellten solle man weder wegpolieren noch die Erinnerung einfach ausradieren.
Zwischen Gottesdienst und den Vorträgen am frühen Nachmittag wurden die etwa 50 Besucher von der Küche der Ebernburg vorzüglich versorgt.
Dr. Tilman Moritz, katholischer Kirchenhistoriker der Universität Paderborn, setzte sich mit der Rezeption Ulrichs von Hutten auseinander. Die Deutungen seines Lebens und Wirkens sei stark von der Rezeption seiner Werke geprägt. Literarische Figur und die Person des Autors seien miteinander verschmolzen. Wenn man aber beides unterscheide, werden Aspekte von Huttens Inszenierung seiner selbst sichtbar.
Der dem Ebernburg-Publikum bereits vertraute Prof. Dr. Kurt Andermann, Historiker an der Universität Freiburg, setzte sich mit den unterschiedlichen Urteilen über Franz von Sickingen auseinander, Förderer der Reformation einerseits, und vermeintlicher "Raubritter" andererseits. Andermann zeichnete den Weg der Sickingen-Memoria, der nach dem Reformationszeitalter weitgehend aus dem kulturellen Gedächtnis verschwunden war, von ihren Anfängen im ausgehenden 18. Jahrhundert bis ins späte 20. Jahrhundert nach. Sickingen sei letztlich ein ausgesprochen reicher und tatkräftiger, aber auch in seinem Agieren maßloser Niederadliger gewesen, der seine Interessen mit großer Entschiedenheit vertreten habe.